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Offene Autos und ihre Feinde - Über die Zukunft des Automobils (Determann/Perens, CR 2021, 629)
Das Auto wird zunehmend automatisiert und vernetzt. Es entwickelt sich rasend schnell. Offen konzipierte Autos können laufend mit neuen Sensoren, Programmen, Chips und anderen Teilen ergänzt und verbessert werden. Besonders wichtig sind offene Geräteschnittstellen (nicht nur Programme im Sinne von Open Source Software). Autos, die technisch verschlossen und rechtlich begrenzt sind, können dagegen nicht nachgerüstet werden. Sie müssen früher auf der Strecke bleiben, was Nachteile für Halter, die Umwelt, den technischen Fortschritt und den Wettbewerb mit sich bringt.
Gesetzgeber pochen deshalb zunehmend auf Offenheit, in Deutschland jüngst mit dem Gesetz zur Stärkung des fairen Wettbewerbs, mit dem eine Reparaturklausel ins deutsche Designrecht aufgenommen wurde (§ 40a DesignG ). In den USA hat Präsident Biden Markt- und Techniköffnung per Executive Order zur Chefsache erklärt und die Bürger von Massachusetts haben Mobilitätsdatenzugangsrechte per Volksentscheid eingefordert, wogegen einige Autohersteller klagen. Noch haben die Hersteller allerdings viel Handlungsspielraum. Sie können mit Vollgas in Richtung Offenheit fahren oder auf vertrauteren Routen mit herkömmlichen Abgrenzungen bleiben. Der Beitrag beleuchtet Chancen, Probleme und Interessen und diskutiert Argumente für und gegen das offene Auto in einem Wettstreit, der sich ständig verschärft, seit die Autoren das offene Auto und seine Feinde im Jahr 2016 zuerst vorgestellt hatten.
INHALTSVERZEICHNIS:
I. Offenheit und Grenzen
1. Offene und geschlossene Systeme – Beispiel Unterhaltungselektronikgeräte
2. Trends in der Auto-Industrie
3. Vor- und Nachteile von Offenheit
II. Freunde und Feinde des offenen Autos
1. Kundenbindung und Sekundärmärkte
2. Wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit
3. Cyber- und Produktsicherheitsbedenken
4. Emissions- und Umweltschutz
5. Kundeninteressen
6. Gesamtwirtschaft und politische Unterstützung
III. Rechtliche Umsetzbarkeit
1. Datenschutzrecht
2. Patentrecht
3. Urheberrecht
4. Markenrecht
5. Designrecht
6. Haftungs- und Prozessrisiko
7. Vertragsrecht
8. Kartellrecht
9. Geschäftsgeheimnisschutz
10. Autonomes Fahren
11. Zulassungsrecht
IV. Ausblick
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I. Offenheit und Grenzen |
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Autos sind schon vor Jahren Rechner auf Rädern geworden.1 Unbestreitbar bestimmen informationstechnologische Fähigkeiten zunehmend den Wert eines Autos. Der Übergang vom Verbrennungs- zum Elektromotor beschleunigt den Bedeutungsgewinn von Software zusätzlich. Ungewiss ist noch, ob sich die Machtverhältnisse von Hardware- und Softwareherstellern im Automobilbereich ebenso so schnell und scharf verschieben werden, wie vor Jahrzehnten im Bereich von Industrierechnern und PCs.2 Dies dürfte u.a. davon abhängen, ob sich Automobilhersteller am Vorbild von geschlossenen oder offenen Systemen orientieren. |
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1. Offene und geschlossene Systeme – Beispiel Unterhaltungselektronikgeräte |
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Ein DVD-Spieler ist ein extrem geschlossenes System. Er kann nur eine Funktion wahrnehmen: DVDs lesen und über restriktiv lizenzierte Schnittstellen Signale an ein kompatibles Fernsehgerät übertragen. Mit Regionalcodes wurde der DVD-Spieler noch zusätzlich eingeschränkt, so dass er nur DVDs abspielen kann, die von Urheberrechtsinhabern für bestimmte Regionen vorgesehen wurden. |
3 |
Das Abspielen einer DVD beherrscht auch jeder Personal Computer (PC). Bei diesem handelt sich im Vergleich um ein viel offeneres System, das zudem noch viele andere Funktionen wahrnehmen kann, an das man verschiedene Bildschirme und Drucker anschließen kann und das auch DVDs kopieren oder neu bespielen kann. Mit einem PC lässt sich im Internet in Sekunden Software finden, die Regionalcodes und Verschlüsselungsmechanismen umgehen kann. |
4 |
Aus Verbrauchersicht ist der offene PC dem geschlossenen DVD-Spieler in jeder Hinsicht weit überlegen. Aus Sicht der Filmindustrie hat der DVD-Spieler einen entscheidenden Vorteil: (…) |
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